Das tödliche Bild: Peter Försters zweiter Fall von Hans H. Bischoff
Details:
Genre: | Krimi, Thriller |
Format: | Taschenbuch, eBook |
Seiten: | 336 |
Distributor: | Books on Demand |
ISBN/ASIN: | 978-3734753510 |
Bewertungen: | Bisher noch keine BewertungSchreibe etwas über das Buch |
Inhalt:
05:18 Uhr.
Mit einem nächtlichen Anruf beginnt die tödliche Fortsetzung eines Dramas, das fast hundert Jahre zuvor begonnen hatte.
»Wenn Du mich brauchst, bin ich dabei«, sagte ich dem Anrufer. Seine Bitte klang nach Urlaub. Ich sollte mich täuschen und in einem Gestrüpp aus Habgier, Obsession und Lügen landen, in dem ein Gemälde aus der Renaissance die Hauptrolle spielt.
Sein zweiter spannender Fall führt Peter Förster und seine Freunde ins italienische Piemont. Und genau zwischen die Fronten im Kampf um ein längst verschollen geglaubtes Bild. Ein tödliches Bild.
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Leseprobe
Alberto Moretti schlurfte die Staubstraße entlang, die von San Pietro nach Castagnole führte, noch eine Viertelstunde, dann hätte er es geschafft. Er war fix und fertig und konnte kaum noch die Beine anheben. In Asti hatten sie ihn nach allen Regeln der Kunst auseinander genommen. Er hatte seinen gesamten Einsatz verloren, seinen und Ernestos Anteil, und dazu noch eine gehörige Tracht Prügel bezogen, als er seine Mitspieler als Falschspieler beschuldigte.»Ihr betrügt mich«, hatte er geschrien und war aufgesprungen, als der letzte große Einsatz von einem der Gegner eingestrichen wurde. Er war sich so hundertprozentig sicher gewesen, das absolut perfekte Blatt auf der Hand zu haben, die anderen konnten da nicht mitgehen. Er wusste, dass sie ihn beschissen hatten. Und dann war es passiert, er war am Ende.
Sie zerrten ihn zu dritt in den Hinterhof und schlugen und traten auf ihn ein. Dann ließen sie ihn liegen. Er brauchte fast eine halbe Stunde, um überhaupt wieder auf die Beine zu kommen. Nur sein Selbsterhaltungstrieb brachte ihn wieder nach oben. Zum Glück erwischte er einen Lastwagen, der ihn bis zur großen Maschinenfabrik bei Canove im Tal mitnahm. Der Fahrer fragte nichts, Alberto saß wie ein Häufchen Elend auf dem harten Sitz. Jeder Schlag von der Straße fuhr als Schmerz in seinen Körper und löste Tränen aus. Von Canove aus konnte er sich durch die Weinberge unbemerkt bis kurz vor San Pietro den Berg hoch schleppen. Jetzt war er auf dem letzten Wegstück nach Castagnole angelangt.
Sämtliche Knochen taten weh, viele Stellen seines Körpers waren dunkelblau verfärbt. Die Wunde am Bein ging immer wieder auf und blutete, bei jedem Schritt verzog er gequält das Gesicht. Nur das Wissen, bald im Bett liegen zu können, spornte ihn noch an.
In dieser Verfassung stieß er auf Ricardo Morsini.
Der wollte sich eigentlich nur mal genauer die Gegend um Albertos Arbeitsstelle im Weingut der Familie Brezza anschauen und plötzlich, völlig unvermutet, hatte er Alberto Moretti vor sich. Er wunderte sich über dessen langsamen, schlurfenden Gang und den gesenkten Kopf, fuhr an ihm vorbei und hielt nach wenigen Metern an.
Inzwischen war der ohnehin graue Tag in die Dämmerung übergegangen. Alberto bemerkte den jungen Morsini erst, als er fast vor ihm stand.
»Ciao Alberto«, rief Ricardo, »tutto bene?«
Moretti zuckte zusammen, trotz seiner Schmerzen war ihm sofort klar, wer vor ihm stand.
»Salve«, entgegnete er nur schwach.
»Du siehst schlecht aus und wirst Dich gleich noch viel schlechter fühlen!«
Kaum hatte er es gesagt, schlug Ricardo zu. Er donnerte dem bemitleidenswerten Gegner ohne Vorwarnung eine Faust direkt aufs Gesicht. Alberto schnappte nach Luft, ruderte wild mit den Armen und versuchte sich zu wehren, wobei ihn neben seiner Verfassung auch noch der schlaff auf dem Rücken hängende Rucksack behinderte. Er hatte gegen den gut trainierten Morsini in seiner Verfassung keine Chance. Bei dessen zweitem Schlag lag er im Staub des Feldwegs und röchelte. Er spuckte Staub und Dreckklumpen aus, konnte sich aber so gut wie nicht mehr bewegen. Sein ganzer Körper war ein durchgängiger Schmerz, aus der Nase lief ihm Blut ins Auge, sein Blick wurde verschwommen.
Er nahm eigentlich nur noch im Unterbewusstsein am Rande wahr, wie ihn Morsini brutal in den Wagen auf den Beifahrersitz zerrte und ihm mit einem Strick zuerst die Handgelenke fesselte, diese dann an den Griff der Wagentüre band. Alberto versuchte zwar, mit letzter Kraft an dieser Fesselung zu zerren, aber vergeblich. Entkräftet gab er auf.
»Bewege Dich keinen Millimeter und versuche erst gar nicht zu rufen. Ich schlage Dich dann vorher tot, da kannst Du sicher sein! Kapiert?«
Alberto schaute seinen Peiniger nur aus einem Auge an, sagte nichts, sondern leckte sich das Blut aus dem Mundwinkel.
Dann gab Ricardo Gas. Er fuhr dieses Mal nicht durch das Dorf, sondern nahm einen kleinen Feldweg, der etwas unterhalb der Gemeinde in mehreren Kurven direkt an der Villa vorbei führte. Als er vor der Freitreppe der Villa vorfuhr, hupte er mehrmals. Das Hausmädchen öffnete und erschrak.
»Ruf‘ meinen Vater heraus, aber gleich!«, rief Ricardo ihr zu.
Sie schlüpfte blitzschnell durch die schwere Tür wieder ins Haus und nur wenige Augenblicke später trat sein Vater heraus.
»Schau mal, was ich hier habe! Komm‘ runter und hilf‘ mir, der Kerl ist fertig wie ein alter Sack.«
Ricardo triumphierte. Das war sein persönlicher Erfolg. Er hatte den Dieb gestellt.
Eduardo Morsini blickte Alberto ungläubig an, der machte die Augen zu. »Du hast also meinen Besitz gestohlen! Du meinst, die Familie Morsini ungestraft berauben zu können?«
Er wandte sich an seinen Sohn. »Wo hast Du ihn denn aufgegriffen? Und musstest Du ihn so schlimm zurichten?«
»Der sah vorher schon so aus, der hatte die ersten Prügel schon hinter sich«, antwortete Ricardo feixend. »Jetzt pack aber bitte mit an, wir bringen ihn erst mal in die Cantina runter.«
Er band den leblos wirkenden Moretti los, öffnete die Wagentür und zerrte ihn heraus. Alberto knickte sofort ein, Ricardo griff ihm unter die Arme, sein Vater packte ihn auf der anderen Seite. So schleiften sie den jungen Mann durch eine Seitentür ins Haus und die Treppe hinunter in die Cantina. Tak, tak, tak war zu hören, wenn Albertos schwere Stiefel die einzelnen Stufen hinunter rutschten und aufschlugen.
Eduardos Frau fragte aus der ersten Etage, was los sei. Er rief nur, »geht wieder rein, nichts!«, zurück und half Ricardo, den völlig apathischen Alberto ein Stockwerk tiefer zu bringen. Die Cantina war ein länglicher Gewölbekeller, der die Weinvorräte der Villa beherbergte. Er war kühl und klamm. Nur eine einzige Lampe brachte etwas Licht in die Dunkelheit des Kellers. 1924 waren auf dem flachen Land oft nur öffentliche Gebäude sowie die Häuser der wohlhabenderen Familien mit elektrischem Licht ausgestattet. Die Villa Morsini gehörte natürlich dazu. In vielen anderen Häusern sowie auf manchen öffentlichen Plätzen sorgte nach wie vor Gaslicht für Helligkeit, wenn‘s dunkel wurde.
Moretti rutschte jetzt nur noch auf den Knien die letzten beiden Meter bis zu dem eisernen Wandhaken, an dem ihn Ricardo festband. Er riss dabei Albertos Arme nach hinten und verknotete sie am Haken, was ihn in eine fürchterlich unbequeme Haltung versetzte. Eduardo fesselte ihm die Beine zusammen, Alberto schrie und stöhnte vor Schmerzen und Wut. Ricardo wollte ihm auch noch einen Strick um den Hals legen und diesen ebenfalls am Wandhaken festmachen, was sein Vater allerdings verhinderte.
»Bringe ihn nicht um!«, forderte er ihn auf.
»Schade«, meinte Ricardo nur, »er hätte es verdient. Und jetzt? Prügeln wir es aus ihm raus?«
»Langsam«, meinte Eduardo und wandte sich an den vor sich hin stöhnenden Alberto.
»Du hast es in der Hand. Das ganze Zeug, das Du gestohlen hast, kannst Du behalten, das ist mir unwichtig. Ich will mein Gemälde zurück, sonst nichts. Sobald ich das unversehrt wieder in der Hand habe, lassen wir Dich laufen. Kein schlechtes Geschäft für Dich.«
Alberto schaute nur ungläubig aus dem linken Auge, das rechte war völlig zugeschwollen.
»Ich weiß von keinem Bild, Dottore! Wir haben kein Bild gestohlen!«, nuschelte er nur schwer verständlich.
Beim Sprechen spuckte er Blut. Der alte Morsini blieb ruhig, Ricardo dagegen packte Alberto am Hals.
»Rede keinen Quatsch! Du hast eingebrochen, das wissen wir. Du verspielst immer wieder Kohle und brauchst neue. Gib‘s zu, diesmal war eben auch ein Bild dabei!«
Damit holte er aus und schlug dem hilflosen Moretti mit der flachen Hand ins Gesicht. Der schrie auf. Er war verzweifelt.
»Nein, nein! Ja, ich habe bei Ihnen eingebrochen, aber kein Bild gestohlen! Das müssen Sie mir glauben!«
Ricardo wollte gerade wieder auf den Gefesselten losgehen, sein Vater hielt ihn zurück.
»Halt!«, gebot er dem wütenden Ricardo und wandte sich dann erneut an Alberto, dem inzwischen Tränen aus den Augen liefen.
»Ich habe Dir ein Geschäft vorgeschlagen, an das ich mich halte. Du gibst mir nur das Gemälde zurück und wir sind einig. Das ist doch die Chance für Dich. Mit dem Bild kannst Du nichts anfangen, es ist unverkäuflich. Garantiert! Sag‘ mir, wo es ist und Du bist frei.«
Moretti schluchzte. »Dottore, ich schwöre es beim Leben meiner Mutter, ich habe es nicht gestohlen. Ich weiß nichts von einem Bild. Die anderen Sachen habe ich verkauft, das gebe ich auch zu, und dann wieder alles verspielt. Bitte, lassen Sie mich gehen!«
»Der ist nicht nur ein Dieb und Lügner, sondern auch noch saublöd«, schrie Ricardo, ließ dieses Mal jedoch den Gefangenen in Ruhe. »Der soll sich das bis morgen früh überlegen! Lassen wir ihn hier hängen, morgen ist er reif!«
Sein Vater schaute auf Moretti hinab. »Vielleicht hast Du recht. Wir machen es so. Und Du, überlege Dir wirklich gut, was Du morgen früh zu sagen hast!«
Ricardo prüfte noch einmal Albertos Fesseln, trat ihm in die Seite, dann verließen Vater und Sohn den Keller. Das Licht verlöschte, Moretti saß im Dunklen. Ernesto? Hat der eventuell ein Bild mitgenommen? Das konnte nicht sein, er hatte doch nichts gesehen. Und Ernesto würde ihn nie betrügen, sie waren doch wie Brüder. Was sollte der auch mit einem Bild von hier anfangen? Das könnten sie niemals verkaufen. Oder doch? Erste Zweifel begannen ihn neben seinen körperlichen Schmerzen zu quälen. Sein Freund Ernesto?
»Heiliger Vater im Himmel, ...« Er betete leise, bis ihn die Schmerzen übermannten und er nur noch schluchzte.
Der Autor
Hans Bischoff lebt mit seiner Frau in Überlingen am Bodensee. Er wurde im Mai 1949 in Stuttgart geboren, wo er auch aufwuchs. Nach einem Werbestudium arbeitete er rund 40 Jahre lang erfolgreich in der Werbung: 8 Jahre in leitender Position in der Industrie, 2 Jahre als Agenturgeschäftsführer in Stuttgart, dann führte er 27 Jahre lang von 1987 bis 2014 seine eigene Werbeagentur mit international vertretenen Kunden. Nach dem Ausscheiden aus dem operativen Geschäft begann Hans Bischoff 2015 seinen ersten Kriminalroman zu schreiben: »Die smarte Rache«. Ein Jahr später folgte mit »Das tödliche Bild« der zweite Roman einer Serie um seinen Protagonisten. Beide Krimis sind im Selfpublishing veröffentlicht. Das jetzt publizierte dritte Werk »Der Jemen Deal« verbindet das Genre des internationalen Politthrillers mit dem des klassischen Polizeikrimis. Hierbei führte die politische Situation und der Krieg im Jemen zur Romanidee. Präzise Recherche, das Entdecken interessanter Schauplätze und eine ungekünstelte klare Sprache zeichnen Hans Bischoff aus. Neben dem Schreiben von Kriminalromanen ist er als Fotograf und Videofilmer unterwegs. Bleibt dann noch Zeit übrig, beschäftigt er sich mit Grafik und Malerei und frönt der italienischen Küche.
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