
Sex mit George W. von Susanne Tammena
Details:
Genre: | Humor, Gesellschaftsromane |
Format: | eBook, Taschenbuch |
Seiten: | 180 |
Distributor: | Epubli |
ISBN/ASIN: | 978-3756514618 |
Bewertungen: | Bisher noch keine BewertungSchreibe etwas über das Buch |
Klappentext:
Im Oktober 2020 kennt die Medienwelt nur zwei Themen: die Coronapandemie und der sich dramatisch zuspitzende amerikanische Präsidentschaftswahlkampf.
Doch Ines Lohmann, Journalistin und alleinerziehende Mutter, beschäftigt ein ganz anderes Problem. Ihre Tochter wird bald sechzehn und dann wird sie ihr endlich verraten müssen, wer ihr Vater ist. Eine komplizierte Angelegenheit, obwohl sie ihr schon vor langer Zeit erzählt hat, dass kein geringerer als der amerikanische Präsident für ihre Zeugung verantwortlich ist. Wenn es mit der Wahrheit doch so einfach wäre…
Inhalt:
Die Bekenntnisse eines mittelalten Weißfischweibchens!
Ines Lohmann wollte immer lieber Big Fish im small Teich sein, als unter Tausenden gleich guten, gleich hübschen, gleich qualifizierten Fischchen ihren Beitrag zur Schwarmintelligenz zu leisten. Das hat nicht geklappt. Glaubt man den queeren oder zumindest feministischen BIPoCs, die regelmäßig in der linksliberalen Presse, die sie bevorzugt liest, zu Wort kommen, hat ihresgleichen zur Erklärung der Welt sowieso ausgedient, sie ist höchstens noch als zahlendes Publikum gefragt. Aber eine Sache, das steht fest, die muss sie noch loswerden!
Ein ironischer Blick in die Abgründe unserer Beziehungswelten.
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Leseprobe
1. Versuch: Am RudiIm Herbst 2004 wohnte ich für einigen Wochen bei Barbara in Berlin. Geboren und aufgewachsen sind wir beide in Bad Zwischenahn, der norddeutschen Rentnerstadt am See, wo die Straßen hübsch gepflastert sind und die Weiße Flotte so blankgeputzt über das Zwischenahner Meer zieht, dass ich als Kind glaubte, das Traumschiff käme aus dem Ammerland. Wer in Bad Zwischenahn kein Hotel oder Café für betagte, gutsituierte Kurgäste betreibt oder ihnen Hüftoperationen und Rehamaßnahmen verschreibt, der arbeitet in einer der oben erwähnten Einrichtungen oder einer der zahlreichen Baumschulen in der Umgebung als Gärtner. Oder in der Wurstfabrik. Diese ziert sich zwar mit dem romantischen Namen einer pommerschen Mühle – wer denkt bei „Mühle“ nicht sofort an Wind oder rauschende Bäche, oder rauschenden Wind in goldenen Weizenfeldern, dieser wohlgelungenen Marketing-Poesie können auch die Windmühlenflügel in waschechtem Schinkenwurstformat nichts anhaben – und doch ist sie eben eine zum fleischverarbeitenden Gewerbe gehörige Fabrik und nebenbei der größte Arbeitgeber der Region. So war es vor vierzig Jahren und so ist es noch heute. Meine Eltern arbeiteten beide in der Verwaltung der Rehaklinik, Barbaras in der Wurstfabrik. Für beide Paare galt die alte Regel, dass man den Lebenspartner am häufigsten am Arbeitsplatz kennenlernt. Obwohl meine Eltern, Agnes und Theodor Lohmann, keine weißen Halbgötter waren, mein Vater immerhin Verwalter des Hausdienstes und meine Mutter nicht mehr als eine einfache Sekretärin, glaubte ich als Kind, meine Eltern wären die eigentlichen Chefs im Krankenhaus, die, die alles organisierten, die die Bücher und Akten verwalteten und damit eigentlich noch über den Ärzten standen. Mit diesem Glauben wuchs mein Selbstbewusstsein. Alles war möglich, ich konnte Chefin der ganzen Welt werden, wenn meine Eltern schon die Chefs eines Krankenhauses geworden waren.
Barbara war da verständlicherweise bodenständiger. Sie wollte nicht in der Fabrik enden, das war ihr erklärtes Lebensziel und dafür arbeitete sie hart und ausdauernd. Nach einem eher durchschnittlichen Abitur studierte sie Sonderpädagogik im nahe gelegenen Oldenburg. Bis zum letzten Tag wohnte sie dort im Studentenwohnheim, weil sie sich von ihrem Bafög auch in den neunziger Jahren schon kein anderes Zimmer leisten konnte. Rumpelige Häuser für Studenten-WGs wie später in Berlin gab es in der schicken Beamtenstadt kaum. Ich dagegen schwebte in der unerschütterlichen Gewissheit, dass mir im Leben noch Großes verheißen war, nach dem Abitur erst einmal ein Jahr lang von einem Job zum nächsten. Ja, ich arbeitete nicht, ich schwebte. Ich setzte meinen zarten Ballerinafuß mal hierhin, mal dorthin und beglückte meinen jeweiligen Arbeitgeber mit meiner strahlenden Anwesenheit, ob als Barfrau im Jagdhaus Eiden, wo sich die Herrschaften vor ihren Casinobesuchen trafen und meine luftige Unbekümmertheit wie ein Glasperlenspiel zwischen den Wänden aus dunklen Eichenpaneelen hing, als Rezeptionistin in der Rehaklinik, wo sich die älteren Patienten häufig wünschten, von mir persönlich betreut zu werden, nachdem ich sie einmal in Empfang genommen hatte, oder als Eisverkäuferin bei Luigi, wo ich immer im Service, nie im Fensterverkauf und erst recht nicht in der Küche arbeitete. Luigi ließ mich so oft und so lange wie möglich draußen zwischen den Tischen flanieren und die Gäste anlächeln, er glaubte fest daran, dass ich dadurch den Umsatz mehr ankurbeln würde, als es durch doppelte Geschwindigkeit in der Eisbecherdekoration möglich gewesen wäre, und vermutlich hatte er recht.
Ich strahlte, solange es mir nicht zu langweilig wurde, dann zog ich weiter, doch meine Chefs – kein generisches Maskulinum, tatsächlich war nicht eine einzige Frau darunter – ließen mich immer nur ungern gehen, denn solange ich strahlte, fühlten sich alle wohl in meiner Nähe und gut betreut, von der Kur-Lady bis zum Spaghettieis-Kunden.
Ich beschloss, Journalistik zu studieren, und ging nach Hamburg, belegte einige Jahre später noch ein paar Kurse in Public Relations und machte einen zweiten Abschluss. Die Professoren – wieder kein generisches Maskulinum – liebten mich wie die Spaghettieis-Kunden, vielleicht gab es tatsächlich einen Zusammenhang zwischen der Liebe und dem durchgehend männlichen Geschlecht in deutschen Führungsetagen?
Im Herbst 2004 wollte ich dann mit der üblichen Leichtigkeit zu einem weiteren Sprung hinein ins blühende Leben ansetzen. Einer der leitenden Angestellten der Rügenwalder Mühle war ein Freund meines Vaters und er hätte mich gern für die Pressearbeit in der Wurstfabrik gehabt. Doch die Wurstfabrik war für mich tabu. Wenn mir jemand die Leitung der Kurklinik angeboten hätte, wäre ich vielleicht – entgegen meinem erklärten Ziel, mich überall auf der Welt aber auf gar keinen Fall in der Rentnerstadt niederzulassen – in Versuchung geraten, doch Wurstfabrik blieb Wurstfabrik, egal auf welcher Management-Ebene. Außerdem war quasi zeitgleich bei Air Berlin eine Stelle als stellvertretende Pressesprecherin ausgeschrieben. Sicherlich eine Position, in der man noch sehr viel mehr Geld verdienen konnte, doch noch mehr als das Gehalt lockte mich die Vorstellung, in Zukunft einmal vor einem Mikrofon, eventuell sogar vor einer Kamera zu stehen. Die Öffentlichkeit reizte mich ebenso wie die Nähe zu einer Konzernspitze, ein ähnlicher Reiz wie heute die Gier nach Trump-Sensationen, verständlich und doch irgendwie beschämend.
Das Bild einer weißen Flugzeugflotte – wobei Air Berlin natürlich an Weißheit mit der Lufthansa nicht ganz mithalten konnte, aber ein paar Abstriche musste man schließlich machen im Leben – erinnerte mich auch irgendwie an die Traumschiffe meiner Kinderzeit. Der Weißen Flotte wuchsen Flügel – konnte es ein schöneres Bild für meinen eigenen Aufstieg geben? In der sicheren Annahme, dass ich die Stelle bekommen würde – meine Noten waren exzellent – traf ich ungefähr zeitgleich mit meinen Bewerbungsunterlagen in Berlin ein. (Das kann ich natürlich nur vermuten, denn im Gegensatz zu mir reiste meine Bewerbung mit der Post.) Meine zügige Anreise mit der Bahn diente dem Zweck, flexibel auf die Einladung zu dem zu erwartenden Vorstellungsgespräch reagieren zu können und nebenbei ein paar unbeschwerte Wochen mit Barbara zu verbringen. Nichts stand mir im Wege, alles war möglich.
Barbara war zwei Jahre zuvor von Oldenburg aus in den dynamischen Stadtteil Friedrichshain gezogen, noch sehr ostdeutsch geprägt, doch durch seine Nähe zur Mitte bereits deutlich von Gentrifizierung bedroht. Sie wohnte im vierten Stock eines Mehrfamilienhauses am Rudolfplatz, von seinen Anwohnern liebevoll „Rudi“ genannt, der auf durchaus überschaubarer Fläche den Kindern des Kiezes einen kleinen Spielplatz und den Eltern einige Bänke bot. Neben dem Spielplatz gab es noch einen umzäunten Bolz- und Basketballplatz für ältere Kinder und Jugendliche. Da nicht alle Jugendlichen nur Basketball spielten, fanden sich hier manchmal auch leere Bierdosen und unzählige Kippen. Manchmal vermischten sich auch die Einflusssphären der Bewohner – generisches Maskulinum, endlich! – ein wenig, dann lagen Kippen im Sand verstreut und die Hunde der abgelenkten Eltern, die ähnlich dem jugendlichen Nachwuchs ihre Aufmerksamkeit oft genug den mitgebrachten Bierdosen zuwandten, hatten ihre Haufen an den Rand des Basketballfeldes gesetzt. Trotzdem schien es mir der beste Kiez, den man sich in Friedrichshain nur wünschen konnte. Auf dem Rudi und in den Hinterhöfen der Altbauten standen Bäume, in denen im Sommer vermutlich die Spatzen zwitscherten, und die Bebauung der anliegenden Straßen war offen und großzügig, die geschlossenen Häuserzeilen, die den Platz säumten, an etlichen Stellen durch niedrigere Gebäude unterbrochen. Als ich ankam, war ich begeistert von all der Luft, die mir Berlin zum Atmen bot. Ich hatte mit engen Straßen und mehr Verkehr vor der Haustür gerechnet, doch dieses Carré am Rudi, dessen nordwestliche Ecke noch dazu von einer Kirche geschmückt wurde, was mir mitten in der Stadt sehr romantisch und irgendwie aus der Zeit gefallen schien, als bestehe nur noch in Dörfern Bedarf an seelsorgerischem Beistand, erschien selbst so beschaulich wie ein Dorf. Zugegebenermaßen etwas heruntergekommen.
Die Autorin
Susanne Tammena wurde 1975 in Leer in Ostfriesland geboren. Nach dem Studium der Geschichte an der FernUniversität in Hagen war sie einige Jahre als freiberufliche Journalistin tätig. Seit 2016 arbeitet sie als Lehrerin und nebenbei als Schriftstellerin.
Sie lebt mit ihrem Ehemann und den gemeinsamen Kindern in der Nähe von Leer auf dem Land.
Sex mit George W. Ist ihr dritter Roman.
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