
Oszillation von Christopher Sprung
Details:
Genre: | Science Fiction |
Format: | eBook, Taschenbuch |
Seiten: | 628 |
Distributor: | Epubli |
ISBN/ASIN: | 978-3754958223 |
Bewertungen: | Bisher noch keine BewertungSchreibe etwas über das Buch |
Klappentext:
Ein Ritt durch die Universen, die Welt der Quanten und Reinkarnationen . Es heißt, man solle das Buch weder öffnen noch lesen. Schon bei der Lektüre des ersten Buchstabens, so wird gewarnt, entstehe auf Quantenebene eine Verschränkung im Zeitraum. Text und Leser würden für immer miteinander verknüpft, es verblieben nur gemeinsame Existenz oder Auslöschung. Auch Vermutungen, es handele sich um einen Roman, dienen offensichtlich der Verschleierung. Der Autor behauptet seinerseits, er liefere einen Geheimbericht ab, gerichtet an den Creator des Multiversums. Er sei in dessen Auftrag gereist, zur Aufklärungszwecken, in ein Universum, einst seiner Schwester geschenkt. Die Menschheit sei gefährdet. Er reist zu den Anfängen des Lebens. In der Quantenwelt kursieren Gerüchte, der Autor sei unglaubhaft, wenn er beteuerte, jedes hier erwähnte historische oder quantenmechanische Erlebnis entspräche dem Stand der Wissenschaft. Oder vielleicht doch. Das Fragezeichen verweigert sich, alles sei zu unwahrscheinlich. Bis die Zeit des Endes anbricht.
Inhalt:
»Oszillation«, der erste Band einer Trilogie, erschien erstmals im Frühjahr 2022, kurz nach dem Beginn des dritten Weltkrieges und wenige Wochen vor den ersten Einschlägen russischer Atombomben in Berlin und über den amerikanischen Stützpunkten in Deutschland, das selbst Kriegspartei geworden war. Der zweite Teil konnte erst im Herbst 2023 veröffentlicht werden. Die kleineren taktischen Atombomben hatten schon bei der großen russischen Offensive im November 2022 sämtliche zentralen Server aller Clouds zerstört. Auch die Dateien auf privaten und öffentlichen Computern und anderen Speichermedien wurden durch die elektromagnetischen Impulse vernichtet. Es gelang nur ein Ausdruck auf allerdings verstrahltem Kopierpapier, von einem glücklicherweise geretteten USB-Stick, die Alufolie schützte zwar nicht vor der Gamma-, jedoch vor der Betastrahlung. Der dritte Teil erschien im Jahr 2030, nach Ende des Krieges, in einer Auflage von drei Exemplaren: einem Original, getippt auf der alten Schreibmaschine, und zwei Ausfertigungen, Durchdrucke über Kohlepapier. Die beiden Kopien gingen mit Fußläufern in den Umlauf zu den letzten Gruppen der Zweibeiner, deren einzigen Freuden die abendlichen Gespräche am Feuer waren, sie hörten die mündlichen Überlieferungen und lasen die wenigen Exemplare alter Bücher war, sonstige Medien gab es nicht mehr. Sie überlebten auf dem Lande oder in abgelegenen Tälern der Schweiz, obwohl diese, da sie sich nicht mehr neutral verhielt, ebenfalls erstmals selbst weitgehend zerstört war. Ein Pflichtexemplar des dritten Bandes musste nicht mehr an die Nationalbibliothek abgegeben werden, ihr Wiederaufbau ist mangels staatlicher Strukturen nicht zu erwarten.
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Leseprobe
Die Milchstraße an den unwirtlichen Ufern von Boötes Leere. Ein Niemandsort. Drei Todesleuchttürme am vorgeschobenen Granitplaneten, Außenposten weit vor der Oortschen Wolke: die Galgen der Ausgestoßenen, leere Seile baumeln noch. Im knappen Geröllreich darunter, bei späteren Ausgrabungen, tausende oder Millionen Schädel und Skelette, oder sind sie selbst das Geröll, an allen Knochen Gewissheitsspuren von Axtschlägen. Überreste einer Plattform, einer großen Tribüne offenbar, Römer waren es nicht, aber Zweibeiner anderer Epochen, jüngerer Zeiten, zuschauende Götzenheuchler, die Claqueure der Endzeiten, Trommler der Faschismen. Erdbewohner fragen sich, ob ihre Galaxie dorthin gezogen wird? Nur eine zaghafte Frage, ihr Hall schlägt ohne Antwort als Echo kreischkrachend zurück.Die Überreste erregten mein Interesse. Das Material der Tribüne, kein Holz. Zerbröselte Klumpen, auch größere Brocken. Wild verwirbelt. Verbogene, auseinander gezogene rostige Gitter analog 9/11. Bei näherer Untersuchung fand ich Kalkstein, Ton, Mergel, Sand und Kies. Bei dieser Kombination warf das Archiv «Sternsystem« das Ergebnis »Beton, es fehlt Wasser« aus.
Dazwischen Unmengen von dünnen Platten, Transistoren, Drähten, gekappten Verdrahtungen, Nanochips.
Bei dieser Kombination meldete das Unterarchiv »Erde« den Begriff »Internetserver«.
Und unmittelbar darauf errechnete mein im Hintergrund stets aktiver Algorithmus eine 99%-Konfidenz aus beiden Suchergebnissen, aufs Ganze betrachtet, für »Datenknotenpunkt / Cloudserver«.
Hier also, am Außenposten der Galaxie, auf der Tribüne, beobachtetet eine kleine Elite der überlebenden Zweibeiner des Planeten die letzten Atemzüge ihrer verlorenen Seelen, der Geächteten, Mörder und Selbstmörder, der Verlorenen, Straftäter und Verzweifelten. Aus sicherer Entfernung, antiseptisch virtuell, weihrauchgeschwängert, teflonkonforme Doppelmoral. Über ihr »Internet«.
Zu jenem Zeitpunkt wusste Deni noch nicht, dass die Zweibeiner in verschiedenen Zeitaltern, unabhängig voneinander, Zugänge zum Reich der Quanten entdeckten, die in ihren verschiedenen Kulturen je andere Namen erhielten, doch stets das gleiche meinten. So geschah es bereits rund 200.000 Jahre vor Denis Implantation auf diesem Planeten, bei jenen interessanten evolutionären Vorstufen der Zweibeiner, die spontan begannen, Fragen nach dem Warum zu stellen, die rund um ihre nächtlichen Feuer sangen, tanzten und sich liebten, und die allmählich verstanden, ihre Neugeborenen über die Zeit des Säugens hinaus zu hegen, zu beschützen, zu unterrichten im Sammeln und in der Jagd, im Anfachen des Feuers, Abschlagen der starken Zweige und scharfen Pfeilspitzen, im Zerlegen der Beute, im Abschaben des Fells von den Muskeln, in der Herstellung einer feinen Nadel, im Nähen der ersten Umhänge. Die dann ihre Gefühle begriffen und über den Tag hinaus begannen, zu planen. Die ihren Wert erkannten und den ersten Hauch von Würde fühlten.
Mit der Würde kam die Ehrfurcht. Und eine alte Frau bat kurz vor ihrem Tod um Blüten, Kräuter, Schmuck und Muscheln, und um ein Loch in der Erde nur für sie: »Legt alles zu mir, damit es mir gut geht! Damit ich immer bei euch bleibe, damit ich ewig fliege!«
Und sie gruben das erste Grab auf diesem Planeten. Und sie schmückten es mit ihren letzten Wünschen, den letzten Blicken, Augen in Augen, Hoffnungen, Berührungen, wortlos Begreifen. Beginnende Erinnerungen. Zärtlich legten sie die Tote hinein. Erschüttert von den ersten Tränen am ersten Grab, bildeten sie den Kreis, legten ihre Arme um ihre Schultern, wurden überwältigt von hereinströmender Energie, ergreifender Trauer, die den Kreis für immer verschmilzt.
Und von nun an bestatten sie ihre Toten – aber erst, nachdem sie eine halbe Million Jahre über die Stufe der Pfeilspitzenmacher nicht hinaustraten.
Man stelle sich vor, eine halbe Million Jahre, oder schon zwei. Ein ruhig dahintreibender Planet, kaum bemerkt und versteckt in einem Seitenarm der Sternenspirale. Auf ihm schlagend welch wundervolles Herz aus pulsierendem Leben. In dieser Prägung durchaus selten, auch in der Mannigfaltigkeit der Bakterien, Viren, Sporen, die sich im All und auf allen Planeten seit dreizehn Milliarden Jahren ausgiebig verteilen und jedes Potential an höher entwickelter Intelligenz bereits durchtränkten, bevor es sich ausbilden konnte. Auf diesem Planeten aber: Pflanzen, Tiere, Zweibeinervorstufen in ausbalanciert synergetischen Abhängigkeiten, jedes Wesen strukturell nicht grausamer oder liebevoller als das andere, unter lebensfreundlichen Bedingungen, klarstes Wasser, sauberste Luft, Geräusche nur vom Wind, dem Regen und den Tieren; vermutlich gar auch ohne Einflussnahme der in der weiten Galaxie umherreisenden Forscher, jener Besucher anderer Planeten, von denen zu berichten hier nicht mein Auftrag ist; unbehelligt von maschinellen Gewerken mit ihren lärmenden Pestmotoren, unbelastet von den Abfällen großer Industriewerkekriminalität, ohne die Wunden, die fliegende Aluminiumröhrentransporter in die obere Atmosphäre einbluten, ohne Narben aus Stahlschienensträngen und Asphaltstraßenzerstörungen, unbehelligt von den Kerben, die machtgierig korrumpierte Herrschende ungehindert und ohne Unterlass zu Zwecken aus Machterhalt, Einschüchterung und Resignation in die sich nach Frieden und nur in ihrem kleinem Zusammenhalt sehnenden Seelen einschlagen, jene Milliarden hoch empfindsamer Wesen, die dieser Planet hervorbrachte und die dann doch die größte Mehrzahl der Zweibeiner repräsentierten.
Fern liegt es mir zu langweilen, und auch dem geneigtesten unbefugten Leser dieses Berichts sei eine Pause gegönnt. Doch bin ich gezwungen, eins hinzuzufügen, was zum Ende der Zweibeiner beitrug, da auch sie es nicht begriffen und hierauf in kollektive Amnesie verfielen, von Teilen ihrer Elite (lediglich ein beschreibender, kein wertender Begriff) durchaus gewollt und ohne Anweisung stillschweigend konsensual gefördert. Schätzungsweise 11.500 bis 12.800 Jahre vor der endgültigen Zerstörung der Kultur der Zweibeiner auf diesem Planeten, in der von ihnen irrtümlicherweise als »21. Jahrhundert« datierten Epoche, kam es nämlich auf der Nordhalbkugel, präzise auf dem nordamerikanischen Kontinent, zu dem gewaltigen Einschlag eines großen Asteroiden, der beim Aufprall auf die Atmosphäre in zahlreiche sehr große Einzelstücke zersplitterte, die neben dem Asteroidenkern, der die so genannten »Großen Seen« erschuf, über mehrere tausend Kilometer in östlicher Richtung über den gesamten Kontinent, das Meer, bis hin zu Inseln und Landgebieten südlich des Nordpols, die man später Nordeuropa, Skandinavien und Russland nannte, einschlugen.
Ich sah ihn bereits vor rund einer Million Lichtjahre, als er auf der halben Strecke von der Andromeda-Galaxie auf diese Galaxie zuraste. Ich maß ihm keine Bedeutung bei und hatte ihn vergessen. Doch vor kurzem fiel er mir als nun grell leuchtender Lichtpunkt auf. Mit hoher Geschwindigkeit raste er an einem Sternsystem vorbei, der dem Planeten der Zweibeiner am nächsten lag, nur knapp vier Lichtjahre entfernt, sie nannten es Proxima Centauri. Er befand sich offenbar auf direktem Konfrontationskurs.
Für eine Weile hatte ich mich an den fünften Lagrange-Punkt des Planeten zurückgezogen, nachdem ich die Sirenen meiner Schwester bemerkte und wusste, Deni konnte ihren verlockenden Gesängen nicht widerstehen.
Vierter und fünfter Lagrange-Punkt sind stabil, im Gegensatz zu den ersten drei. Und eignen sich daher optimal für meine gelegentlichen Bedürfnisse.
Planvolle Eingriffe in Universen und speziell Planeteneinzelschicksale lehne ich grundsätzlich ab. Sind Welten einmal mit all ihren Parametern aus der Oszillation hinausgeworfen, geboren, sollten sie sich ihren Blasen selbständig entwickeln. Die Brut möge sich selbst entwickeln! Ich räume ein, ich verdanke meine Existenz zu einem beachtlichen Anteil der schlichten Tatsache, dass Vater einen Berichterstatter für erforderlich hält, anstelle selbst aktiv zu werden. Schwester hat er insoweit bevorzugt, damit habe ich kein Problem, soweit mir bekannt, sind ihr keine besonderen Aufgaben oder Aufträge anvertraut, ab und zu schenkt Vater ihr ein Universum, in dem sie mehr oder weniger unbehelligt umherschweifen darf. Nun gut. Andere Geschwister haben wir nicht, oder sagen wir einmal genauer, sind uns nicht bekannt.
Der Autor
Christopher Sprung (66) lebt in Frankfurt am Main. Nach einem Berufsleben als Jurist veröffentlichte er im März 2022 seinen Debütroman „Oszillation“: Science-Fiction, verwoben mit dem Konzept der Reinkarnation in einem Multiversum, mit dem Anspruch, alle zitierten kosmologischen und quantenmechanischen Entwürfe seien nach wissenschaftlichem Stand nicht ausgeschlossen.
In der Novelle „Die Anklägerin“ (Mai 2022) wird eine „unerhörte Begebenheit“ beschrieben, die nicht nur möglich ist, sondern als Gleichnis auf den Missbrauch von Herrschaftsstrukturen – ob religiös oder politisch – verstanden werden kann. Die Protagonistin deckt die Doppelmoral der Herrschenden auf, konfrontiert sie, klagt an und vollstreckt.
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