
Ein Kleid für die Königin - Waldenser im Angesicht der Inquisition (Band 1) von Ralf Ott
Details:
Genre: | Historische Romane, Liebesromane |
Format: | eBook, Taschenbuch |
Seiten: | 488 |
Distributor: | Amazon KDP, Tolino Media |
ISBN/ASIN: | 978-3754692653 |
Bewertungen: | Bisher noch keine BewertungSchreibe etwas über das Buch |
Klappentext:
Mai 1251: Höhnisch grinsend packt der Burgvogt die junge Elsbeth, um sie zu ihrem Lehnsherrn zu bringen. Der ist gierig nach ihrem Schoß. Ihr Bruder Hans verhindert das im letzten Moment und beide flüchten nach Hall. Die Geschwister finden Aufnahme und Arbeit bei der angesehenen Kaufmannsfamilie von Vellberg. Elsbeth und von Vellbergs Schwager Balthasar verlieben sich, doch beide müssen ihre Gefühle verleugnen. Als Gelehrter der verbotenen Waldenser-Bewegung bildet Balthasar heimlich junge Männer zu Wanderpredigern aus. Zugleich verschärft sich nach dem Tod Friedrichs II. der Konflikt zwischen den reichsunmittelbaren Hallern und den Schenken von Limpurg. Da gelingt es Hans, von Vellbergs Tochter Adelheid aus den Fängen von Raubrittern zu befreien. Für seinen Mut erhält er das Bürgerrecht zur Probe. Elsbeth steht dem Schneidermeister Leodegar Modell, der das Kleid für die Königin anfertigt. Bald darauf wendet sich das Schicksal: Ihre Widersacherin lässt Elsbeth in einem Kloster verschwinden und Hans wird bei der Inquisition angezeigt.
Inhalt:
Als Elsbeth und Hans im Roman „Ein Kleid für die Königin“ im Mai 1251 vor ihrem Lehnsherrn flüchten, ist der letzte Stauferkaiser Friedrich II. schon einige Monate tot. Als Nachfolger in der staufischen Herrscherlinie regierte nun sein Sohn aus zweiter Ehe, Konrad IV., der bereits im Februar 1237 als Achtjähriger in Wien zum König gewählt wurde. Allerdings erkannte ihn die Kirche damals nicht als Herrscher an und so wurde 1246 Heinrich Raspe von den deutschen Fürsten zum Gegenkönig gewählt. Dieser starb schon im Dezember 1247 und ihm folgte Wilhelm von Holland auf dem Thron. Nach wie vor gibt es also zwei Könige und Konrad IV. zieht sich in das staufische Kernland im Süden des Reiches zurück. In dieser Zeit muss die Stadt Hall ihre Reichsunmittelbarkeit gegen die Schenken von Limpurg verteidigen, die sich im Umfeld der geschwächten Staufer selbstsicher geben und ihren Einfluss vergrößern wollen. Hier treffen Fiktion und die historische Realität aufeinander. Im Zentrum des Lebens in Hall steht der Adelheidshof, ein mächtiges, dreistöckiges Haus aus Stein. Hildebrand von Vellberg, ein erfolgreicher Kaufmann, der mit Salz und Stoffen handelt, hat es scherzhaft so nach seiner Tochter benannt. Das Gebäude in unmittelbarer Nachbarschaft zur Kirche St. Michael steht übrigens noch heute in der Salzsiederstadt – es hat allerdings im Laufe der Jahrhunderte den mittleren Teil seines Namens eingebüßt und ist heute als „Adelshof“ zu einem bekannten Hotel geworden.
Konrad IV. wiederum beabsichtigt, im Oktober mit einem Tross in den italienischen Reichsteil zu ziehen, um in Sizilien seine legitimen Herrschaftsansprüche durchzusetzen. Zuvor erfährt er, dass seine Frau Elisabeth von Bayern endlich schwanger ist. Daher hat sich Konrad IV. dazu entschieden, der Königin zum Abschied ein außergewöhnliches Kleid von unübertroffener Schönheit zu schenken und dafür einen Wettbewerb ausgelobt. Den Historikern ist diese Geste immer verborgen geblieben und so spielt sie nur im Roman „Ein Kleid für die Königin“ eine Rolle – ja wird zu einem zentralen Element.
Autorenfreundlich Bücher kaufen!
Die Autorenwelt beteiligt Autor:innen bei jedem über den Autorenwelt-Shop verkauften Print-Buch mit 7 Prozent, so dass viele von ihnen bei jedem verkauften Exemplar doppelt verdienen.
Teile diese Buchvorstellung
Teile diese Buchvorstellung
Leseprobe
Ohne sich anzukündigen, tauchte die Erinnerung auf. Elsbeth roch den Schweiß des schweren Körpers, der sich auf sie wälzte, und sein abgestandener Atem umhüllte sie. Angst löste sich aus den rauen Mauersteinen, schlich kalt an sie heran. Die Kochstelle in der rußgeschwärzten Küche der Burg schickte nur einen Teil des Rauchs durch den Feuerhut in den hellen, fast sommerlichen, Nachmittag hinaus, der Rest zwang sie, zu husten. Ihre Finger zitterten, der hölzerne Rührlöffel entglitt ihr und fiel leise auf den Lehmboden. Sie bückte sich fast genauso geräuschlos. „Pass doch auf, Tummelinc“, sagte die Köchin. Elsbeth war ihr ausgeliefert, schmeckte bittere Galle, die ihr aufstieß. Natürlich hielt die Magd die jungen Hörigen für ungeschickt und unwillig. Doch das Festbankett für ihren gemeinsamen Herren, den Grafen Meinrad von Oberrot, ließ sich ohne den zusätzlichen Frondienst der Unfreien nicht vorbereiten.„Verzeih“, flüsterte Elsbeth. Mehr lieferte ihre Stimme in diesem Moment nicht ab.
„Ich mach das hier, schneid die Gelben Rüben in dicke Scheiben.“ Die Köchin scheuchte sie mit einer Handbewegung weg vom Feuer an den Holztisch unter dem Fenster. „Beeil dich.“ Ihr Blick wanderte durch die Gitterstäbe in den Hof, niemand war zu sehen. Sie nahm eine Handvoll Möhren aus dem mit Wasser gefüllten Eimer, wischte sie an einem Tuch ab und legte sie auf die Steinplatte. Ihre Hände gehorchten offenbar wieder. Sie griff nach dem Messer, schnitt langsam das erste Stück ab und hoffte, die Köchin beobachte sie nicht. Zuerst quietschte das Scharnier, dann knallte der eiserne Türgriff gegen die Mauer. Ihre Finger umklammerten den Griff des Messers, ließen wieder los und glitten kraftlos an ihrer Schürze entlang. Also doch. Sein dicker Bauch, der Bart und der harte Zagel erwarteten sie. Ihr Magen verkrampfte sich. Es gab keinen Ausweg. Sie war nur eine Hörige, rechtlos, nichts wert und doch lockte ihre Fut ihn mit aller Macht.
„Komm mit, der Graf meint, du hast eine Pause verdient.“ Das Gelächter des Burgvogts füllte mühelos den hohen Raum. Langsam drehte sich Elsbeth um. Verharrte dort, wo sie stand, errichtete in Gedanken eine Wand vor sich.
„Beweg dich endlich.“ Der großgewachsene Mann schritt die beiden Stufen hinunter, lief auf sie zu. Der lehmige Boden verschluckte den Schall seiner Lederstiefel.
Elsbeth schrie auf. „Lasst mich.“ Fest krallten sich seine Finger in ihren Oberarm. Es gab ja kein Hindernis.
„Mein Herr wartet nicht gerne, wenn er sich nach dem Schoß eines jungen Weibes mit weicher Haut, samtigen Haaren und nicht allzu üppigen, runden Brüsten sehnt.“ Er packte Elsbeth am Kinn und leckte sich über die Lippen. „Womöglich gestattet er mir, mich später gleichfalls ein wenig mit dir zu vergnügen.“
Die Stimme ihres Bruders mischte sich ein. „Elsbeth, ich werde das kein weiteres Mal zulassen.“ Laut hallten seine Worte durch die Küche. Dennoch verstand sie ihn nicht. Ihr blieb nichts anderes übrig, als mitzugehen. Die Herren befahlen einer wie ihr und das Leben zwang sie, zu gehorchen. Hans ließ die beiden Hasen, die er an den Hinterläufen hielt, auf die Treppe fallen. Jetzt griff er nach einem Schürhaken. Wozu? So hatte Gott die Welt eben geordnet. Der Burgvogt zerrte an ihr. Da traf der Schlag ihres Bruders dessen Hinterkopf. Der Schmerz löste seine Finger, gab ihren Arm frei.
Er brüllte und fluchte zugleich. „Bastard, du räudiger Hund!“, schrie der Burgvogt seine Wut hinaus, als er kraftlos auf die Knie sackte. Blut lief an seinem Hals herunter, dann fiel er vollends zu Boden.
„Lass uns fliehen.“ Jetzt packte Hans sie am Arm, genauso fest, aber ihm gehorchte sie. „Bleibt hier, ihr kommt nicht weit“, hörte Elsbeth die Köchin rufen, als sie mit ihrem Bruder durch den Raum lief, hinaus zur Tür, quer über den Hof an den Ställen vorbei und mit schnellen Schritten durch das hohe Tor hindurch in eine unbekannte Welt.
* * *
Der Schlaf verließ sie abrupt. Wo lag sie? Die Umgebung versteckte sich weiterhin vor dem Licht. Elsbeth tastete nach der Hand ihres Bruders. Angestrengt sah sie in die Dunkelheit. Endlich offenbarte der Raum einige Konturen. Schlafend lag Hans neben ihr, sein Atem drang an ihr Ohr, sie ertastete die Wärme in seinen Fingern. Das Stroh, gestern vorsichtig zusammengeschoben in der Finsternis, schirmte die kühle Nacht ab. Sie waren aus ihrem bisherigen Leben gerannt, manchmal gestolpert, sogar hingefallen, immer in Eile. Die Müdigkeit hatte sich zuerst mit Bedacht an ihre Beine geklammert, dann zielstrebig den Rest ihres Körpers erobert. Der stechende Schmerz in ihren Waden zählte für Hans nicht. Erst nach dem vollständigen Abschied des Tageslichts lenkte er ein und akzeptierte ihren Wunsch, sich auszuruhen, als sie den halb zerfallenen Schuppen entdeckte. Ihre wachen Gedanken suchten nach der neuen Welt aus den Erzählungen ihres Bruders. Eine Stadt war ihr Ziel. Wer dort lange genug lebte, erhielt die Freiheit, war nicht mehr der Besitz eines Herrn, sondern ein Bürger mit eigenen Rechten. Enge Gassen und weite Plätze, Häuser mit nicht nur einem Stock, manche aus Stein, überall geschäftige Menschen, Händler verkauften allerlei ihr völlig unbekannte Waren und eine große Mauer schützte die Bewohner vor Feinden. Sie sah alles und begriff doch nichts. Hans kannte sich besser aus als sie. Ihr fehlten die Bilder. Sehnsüchtig warteten ihre Augen auf die Rückkehr der Helligkeit im Gepäck des neuen Tages.
„Wach auf.“ Hans schubste sie an der Schulter. „Ich bin hungrig. Es ist Zeit, uns Essen zu besorgen.“
„Ich habe doch gar nicht geschlafen.“ Elsbeth blinzelte in den Staub, der in den Strahlen der Morgensonne, die sich durch die Bretter zwängten, um Hans tanzte, als der sich erhob und das Stroh von seiner Kleidung schüttelte. Sie stand ebenfalls auf. „Hier, das habe ich gestern mitgenommen.“ Elsbeth zog einen kleinen Laib Brot aus der Innentasche ihres Umhangs.
„Du hast in der Burgküche ...?“ Hans sah seine Schwester überrascht an.
„Mutter hat ..., um es ihr zu zeigen ..., das Brot ist weich und aus hellem, feinem Mehl gebacken.“ Es war wie ein Wasserlauf, der zuerst den Damm nur ein bisschen überspült und dann rasch alles einreißt. Tränen sammelten sich in ihren Augen. „Werden wir sie wiedersehen?“
„Das ... verspreche ... ich dir“, sagte Hans.
Zögerlich verließen ihn die Worte. Er zweifelt selbst daran, vermutete Elsbeth. Der Auftrag der Eltern, auf sie aufzupassen, hatte sich in einen Sturz aus ihrem Leben verwandelt. Kraftlos wie ein wild umhergeschleudertes Stöckchen in einem über scharfkantigem Gestein hinweggurgelnden Bach, so empfand sie sich jetzt. Ihr Bruder ballte die Hände zur Faust, um seine Zweifel, genauso wie das Stroh der Nacht, abzuschütteln, bevor er sie umarmte und mit dem groben Leinenstoff seines Kittels ihre Augen trocknete.
Struppiges Buschwerk mit grünen Blättern und einigen Blüten, die dem Sommer entgegenfieberten, streckte vereinzelte Zweige in den Pfad. Überwuchert von vertrockneten Gräsern, Blütenstauden und stacheligem Gestrüpp, führte er nach Norden. Sie mieden den etwas breiteren Fahrweg um, jetzt schon unweit der Stadt, wie Hans vermutete, möglichst wenig Menschen zu begegnen.
„Hast du die Stimme gehört?“ Abrupt stoppte Elsbeth.
„Ja. Es klingt nach einem Mädchen!“ Beide bewegten sich nicht mehr und sahen den Abhang hinunter. Unten zog der Fluss seine gelassene Bahn.
„Hilfe, bitte. Hört mich jemand?“
„Ja, wo bist du?“
„Neben dem Felsen. Mein Bein, ich habe Schmerzen und schaffe es nicht, aufzustehen.“ Die Stimme klang nach erst vor kurzem getrockneten Tränen.
„Vermutlich liegt sie dort vorn. Rasch, sie braucht unsere Hilfe“, stieß Elsbeth hervor. Sie liefen los und entdeckten das Mädchen gleich darauf hinter einem Haselnussstrauch.
„Ich ..., ich heiße Gundula und war beim Spielen, da ist der junge Fuchs aufgetaucht. Er hat mich so lieb angesehen, deshalb bin ich ihm gefolgt, hier hochgeklettert und dann abgestürzt“, sprudelte es aus ihr heraus.
„Wieso warst du hier allein unterwegs? Wo lebst du?“ Elsbeth kniete sich neben ihr nieder. „Zeigst du mir dein Bein?“ Gundula nickte und wandte den Kopf ab. „Du traust dich nicht, hinzusehen, hm?“ Sie schob das Kleid ein bisschen hoch, das Unterkleid war zerrissen. Die linke Wade des Mädchens war bis zum Knie übersät mit Abschürfungen, Blutergüssen und kleineren Wunden, die nicht mehr bluteten.
„Ich komme aus Hall, das ist nicht so weit weg.“
Autorenfreundlich Bücher kaufen!
Die Autorenwelt beteiligt Autor:innen bei jedem über den Autorenwelt-Shop verkauften Print-Buch mit 7 Prozent, so dass viele von ihnen bei jedem verkauften Exemplar doppelt verdienen.
Der Autor
Schon als Kind entdeckte der gebürtige Tübinger (Jahrgang 1963) seine Liebe zu Geschichten, die er zunächst auf der Tastatur der heute museumsreifen „Olympia“ seines Elternhauses in die Praxis umsetzen konnte. Das Interesse an der Vergangenheit hat ihn nach dem Abitur zu einem Studium der Geschichte geführt. Als Redakteur bei einer Lokalzeitung gehört das Schreiben seit vielen Jahren zum beruflichen Alltag. Nun hat sich der Autor von „Ein Kleid für die Königin“ einen langgehegten Wunsch erfüllt, und seinen ersten Roman verfasst.
Teile diese Buchvorstellung
Teile diese Buchvorstellung
Das könnte dir auch gefallen
Über Indie-Autoren Bücher
Indie-Autoren-Buecher.de ist ein Portal, auf dem sich interessierte Leser:innen über Bücher von Indie-Autor:innen und Selfpublisher:innen informieren können. Nach und nach soll so ein Verzeichnis entstehen, das alle Bücher von Indie-Autor:innen umfasst.
Indie-Autor:innen haben die Möglichkeit ihre Bücher vorzustellen und sie zu bewerben, zu vermarkten und dadurch ihre Reichweite zu erhöhen.
Mehr erfahren
Der Blogbereich meiner Website befindet sich hier. Dort findest du informative Artikel rund um das Thema Indie-Autor:in und Selfpublishing.
Im Dienstleister-Bereich findest du eine Übersicht aller Anbieter, die Dienstleistungen für Autor:innen anbieten.
Schreibe etwas über das Buch