Lia Ray - Gewissenstransfer von Rose M. Black
Details:
Genre: | Dystopie, Thriller |
Format: | Taschenbuch, eBook |
Seiten: | 449 |
ISBN/ASIN: | 978-3981995930 |
Bewertungen: | Bisher noch keine BewertungSchreibe etwas über das Buch |
Klappentext:
New York 2036: Als Lia Ray sich weigert, ihre jüngere Schwester Cecile an den mächtigsten Mann des Landes zu verkaufen, wird ihr alles genommen. Sogar ihr ID-Chip unter der Haut funktioniert nicht mehr und muss ausgetauscht werden. Danach ist nichts mehr, wie es war. Qualvolle Bilder eines sterbenden Mannes überfluten ihren Kopf. Lia ahnt nicht, dass sie mit dem neuen Chip das Gewissen eines Mörders in sich trägt, für das sie die Todesstrafe erwartet. Durch eine List kommt Lia vorübergehend frei. Sie erkennt auf der Suche nach Cecile und dem tatsächlichen Mörder das wahre Ausmaß des menschenverachtenden Systems.
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Leseprobe
PrologWeltspiel
Verächtlich blickte der Mächtige auf New Yorks buntes Lichtermeer. Das unverfroren pulsierende Leben dieser widerwärtigen Kreaturen der Stadt brannte wie Säure in seinen Eingeweiden. Seit über zwanzig Jahren verspürte er nichts als abgrundtiefen Hass. Blanke Wut empfand er gerade auf diejenigen, denen es gestattet war, zu leben, und das, obwohl sie mit ihrer Ankunft in dieser Welt andere in den Tod gerissen hatten. Seine Besessenheit, den Ab-schaum zu unterwerfen, hatte sich über die Jahre der Trau-er ins Unermessliche gesteigert. Die Vorbereitungsphase für sein Spiel lag jetzt hinter ihm. Endlich, die Zeit der Ab-strafung war gekommen, und zwar für alle.
Seine finsteren Gedanken entlockten ihm ein Lächeln. Blanke Vorfreude auf Demütigung und totale Kontrolle loderte in ihm wie Feuer. Er schwenkte das mit edlem Macallan M Whisky gefüllte Glas, sodass die Eiswürfel darin tanzten. Genauso würden bald das ganze Land und später der Rest der Welt nach seiner Pfeife tanzen. Dieser schaurig schöne Gedanke ließ ihn nicht mehr los. Norma-lerweise trank er M pur. Aber die letzten Details seines menschenverachtenden Spiels wollte er mit klarem Kopf und zusammen mit ihr besiegeln.
Er tat es für sie und machte sie stolz.
Behutsam ließ er sich auf dem tabakbraunen Leder des Chesterfield-Sofas neben der schweigsamen Lady mit dem wächsernen Teint nieder. Bevor er sich ihr zuwandte, schnippte er einen weißen Fussel von seinem dunklen Gehrock und strich sein schwarzgefärbtes Haar zurück. Akkurat, wie sie es mochte.
Sein Blick fixierte sie, er konnte nicht genug von ihr kriegen, musste sie einfach ansehen und ihr zerbrechliches Gesicht berühren.
Ihre nachtblaue Robe von Dior kleidete sie perfekt. Na-türlich dauerte es jedes Mal eine Weile, bis er sie ihr ange-zogen hatte. Wenn sie könnte, würde sie ihm sagen, wie glücklich sie sei. Er legte einen Arm um sie, und sie kippte starr gegen seine Schulter.
»Angst ist das Mittel zum Sieg«, sagte er und berührte ihre kalten Lippen. »Sobald die Menschheit keine Angst mehr kennt, wird unser beider Macht Geschichte sein. Das hast du mich gelehrt, meine Liebste.«
Er erhob sein Glas, prostete ihr zu und trank auf seinen Plan. Das Spiel der Spiele konnte beginnen.
1. Kapitel
Fröstelnd legte Lia Ray den Schweißbrenner zurück auf die Ablage. Sie streifte ihre alten zerrissenen Schutzhand-schuhe ab, rieb sich die schmalen Hände und hauchte warme Atemluft darauf. Es war bereits die dritte extreme Kältewelle, seit die satellitengesteuerten SecureFields New York vor den Kriegen da draußen beschützten. Die erste Kaltfront in Form eines heftigen Schneesturmes hatte Manhattans Bewohner vollkommen unvorbereitet während der 35. Gedenkfeier am Ground Zero überrollt, die darauf-hin abgebrochen werden musste. Im November hatte eine zweite Kältewelle Hunderte Bewohner der Stadt dahinge-rafft.
An diesem Februarmorgen war es in der Werkstatt von Bulls Garage so kalt, dass sich über Nacht sogar eine dün-ne Schicht Eiskristalle über den Boden gelegt hatte. Früher war Bulls Garage im Garment District, Midtown Man-hattan die erste Adresse für Car-Tuning gewesen. Heute wurde hier beinahe alles repariert. Aber wer konnte bei Minusgraden anständig arbeiten? Lia fand es zum Kotzen. Sie verdrehte ihre braunen Augen und schob ihre Schwei-ßerbrille auf ihr schwarzes glattes Haar.
Natürlich hatte sie Bulls, ihren Boss zig Mal aufgefordert, die fehlenden Scheiben in der Werkstatttüre erneuern zu lassen. Aber dieser schwerfällige Kerl, mit seinen 1,90, war gut einen Kopf größer als sie und gegen jegliche Ansagen immun. Gerade dann, wenn sie von einer Frau, noch dazu von einer 24-jährigen, stammten. Selbst als die Stürme der letzten Tage massenhaft Schneeflocken durch die Halle jagten, interessierte das den alten Geizhals nicht im Geringsten.
Seine Macken waren so hartnäckig wie die Flecken auf den karierten Flanellhemden, die er ganzjährig trug. Werkzeug und Gerätschaften waren so verstaubt wie Haare und Ansichten. Mit der Zahlung des wöchentlichen Hungerlohns immer im Rückstand zu sein, war für ihn selbstverständlich.
Doch Bulls hatte auch seine guten Seiten. Zugegeben, Lia hatte bisher nur eine an ihm feststellen können, aber die griff stets im wichtigsten Moment. In ihrer schwersten Stunde, als ihr komplettes Leben zusammengebrochen war, hatte er ihr ihren alten Job zurückgegeben. Kaum zu glauben, dass es sein Vorschlag gewesen war, dass sie und ihre jüngere Schwester Cecile vorübergehend im Ersatzteillager unterkommen konnten. Auch wenn er dies bei jeder sich bietenden Gelegenheit heraushängen ließ, war sie heilfroh und dankbar für seine Hilfe.
Während sie ihre Finger auf Betriebstemperatur brachte, beobachtete sie ihn. Schnaubend und mit hochrotem Kopf schaufelte er die verschneite Zufahrt frei. Was war heute so anders, dass er sich so viel Arbeit antat?
Ein lautes Fluchen kam von der Hebebühne auf der anderen Seite der Halle. Fat Joey, der seinen Namen seiner früheren Harley-Davidson Fat Boy verdankte und Scar, der sich gerne mal verstümmelte, wenn ihm danach war, schraubten an einem klapprigen und äußerst widerspenstigen Fahrgestell eines 1999er Ford Mustang herum.
Endlich spürte Lia, wie ihre Finger beweglicher wurden. Höchste Zeit. Denn Bulls hatte dem gutgebauten 25-jährigen Motorradfreak Scotch Bonnet, seine schnittige schwarze Phantom Escape für heute Nachmittag zugesagt. Scotch, war der einzige Typ, den sie mit silbernen Haaren kannte. Und er hatte die grünsten Augen, die Lia jemals gesehen hatte.
Lias Tatendrang schwand schnell, als das Neonlicht in der gesamten Werkstatt zu flackern begann. »Immer dasselbe«, schimpfte sie und schüttelte ihren Kopf.
Hoffentlich schaffte sie die Arbeit am Krümmer noch rechtzeitig, bevor der Strom wieder für diese verdammten Media-Wände umgeleitet wurde. Diese überdimensionalen Flachbildschirme am Times Square übertrugen Werbung und Nachrichten sowie die Zurschaustellung der Oberen. Zügig zog sie sich ihre Schutzbrille über die Augen und drehte den Brenner auf. Momentan sah alles gut aus. Die Flamme des Schweißgerätes fauchte schwankungsfrei. Während sie der stechende Geruch des sich verflüssigenden Schweißdrahtes umgab, stieg ihre Zuversicht.
Ein greller Sirenenton erklang. Citizens Hologramm baute sich einige Meter vor ihr auf. Jedes Mal schaffte es dieser verfluchte Cyborg mit seiner gelackten biederen Kurzhaarfrisur, dem roten glitzernden Game-Show-Anzug und den weitaufgerissenen, etwas irre funkelnden Augen, sie zu erschrecken. Als Überwacher und Nachrichtensprecher für Hell Gate TV blieb ihm nichts verborgen. Er war stets unerwünscht, besonders dann, wenn er mitten in der Nacht in New Yorks Schlafzimmern auftauchte.
»Hallo, New Yorker, haltet ein! Ein erneuter Sieg der Gerechtigkeit: Die Spezialeinheit Elite stellte heute den rituellen Kindermörder, genannt Warrior. Er wurde zur Hinrichtung nach Moribund gebracht. Bravo, Bravo!
Es gab zwei weitere Todesfälle an den SecureFields in Sektor 5. Die Kameradrohne Nr. 205469 zeichnete auf, dass der Sicherheitsabstand zu den SecureFields unterschritten wurde. Hier die schockierenden Bilder.«
Lia konnte nicht hinsehen. Dem Tod war sie schon öfter begegnet, als sie ertragen konnte. Cyborgs kannten keine Gnade. Niemand war in der Lage, Citizen abzuschalten. Er blieb solange, bis jeder das junge Paar gesehen hatte, das Hand in Hand in das Energiefeld rannte und darin verglühte. Sie schluckte schwer und senkte pietätvoll ihren Blick.
»Seid gewarnt, der Schutzwall bewahrt uns vor den Unruhen außerhalb des Landes. Zum Wetter: Der Kälteeinbruch der letzten Tage hält an. Erhöhte Schneesturmgefahr. Heute Nacht sinken die Temperaturen auf 14 Grad unter null. Das war euer Citizen von Hell Gate TV.«
Während sich das Hologramm vor Lias Augen verflüchtigte, äffte sie es nach.
»Seid gewarnt! Vor seinem Erscheinen wäre eine Warnung echt gut.«
Nach diesem Horrorszenario atmete sie erst einmal tief durch und sah aus dem Fenster. Durch ihre Schweißerbrille beobachtete sie einen hellen Bentley, der majestätisch durch den Schneematsch rollte. Der Anblick des S1 Continental aus den 1950ern ließ jedes Mechaniker-Herz schneller schlagen, nur Lias nicht. Ihr Körper verkrampfte sich. Mehr als sonst, wenn einer der Oberen im heruntergekommenen Garment District in Midtown Manhattan in Bulls Garage auftauchte.
Die Autorin
Die Autorin Rose M. Black wurde in Oberbayern geboren. Sie lebt zusammen mit ihrem Mann im Münchner Umland. Ihre Leidenschaft für das Schreiben hat sie erst relativ spät entdeckt. Rose M. Black ist Mitglied im Selfpublisher Verband.
Unter dem Pseudonym Mary Black Rose schreibt sie Bücher für Kinder.
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